Eisenbahnbetriebshof verbindet neueste Technik mit historischer Architektur
Der Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS) baut am Chemnitzer Hauptbahnhof einen modernen Eisenbahnbetriebshof (EBH) mit sieben Kilometern Gleisen. Hier können bis zu 100 Schienenfahrzeuge des „Chemnitzer Modells“ sowie weitere Fahrzeuge gewartet werden. Die Gesamtinvestition von 234 Mio. Euro umfasst den Bau des EBH, die Beschaffung von rein elektrischen Schienenfahrzeugen („eCitylinks“) und die Wartung über 15 Jahre. Die Fertigstellung ist für 2027 geplant.
Die HÖRMANN BauPlan GmbH übernimmt alle Planungsleistungen (Leistungsphasen 1-9). Die Architekturabteilung plant das Werkstattgebäude des EBH. Um den komplexen Nutzeranforderungen und den Anforderungen des nicht optimalen Baugrunds gerecht zu werden, entwickelten die Architekten eine innovative Fundamentlösung mit einer 5.000 Quadratmeter großen Bodenplatte, die etwa drei Meter unterhalb des Geländes liegt.
Diese Lösung stellt eine bedeutende Innovation im Bereich der Fundamenttechnik dar und ermöglicht eine nachhaltige und effiziente Nutzung des Standorts. Der Raum unter dem Hallenboden wird für die technische Gebäudeausstattung und Medienversorgung genutzt. Hohlräume unter dem Boden dienen als Regenrückhaltebecken, um Synergieeffekte zu erzielen. Eine besondere Innovation stellt die Waschanlage dar, die Züge in nur 25 Minuten auf einer 120 Meter langen Strecke reinigt, welche durch ihre effiziente technische Lösung besonders umweltfreundlich ist.
Nachhaltige Stadtentwicklung mit historischer Architektur und moderner Anlagentechnik
Der zukünftige Standort, ein ehemaliger Lager- und Umschlagplatz der Reichsbahn, ist von teils 400 Meter langen Ziegelbauten mit Satteldach geprägt. Diese Architektur spiegelt sich als gläserner Negativabdruck in der Fassade des neuen Gebäudes wider und schafft so eine Hommage an den historischen Wandel des Standorts. Dies unterstreicht die gelungene Integration von Modernität und historischer Architektur.
Die Fachabteilung „Elektro- und Informationstechnik“ plant die fachspezifische Anlagentechnik für das EBH-Gebäude und die Quartierserschließung. Die Planung der Quartierserschließung umfasst eine Mittelspannungsversorgung mit den Lastschwerpunkten Gebäude, Trafostationen, Elektroladestationen für PKW/LKW, Bahnstrom-Unterwerke und bahnspezifische Anlagen. Zudem werden Campusnetzwerke für Telekommunikations-, Signaltechnik, Gebäudeautomation und Videoüberwachung entwickelt.
Die Planung des EBH-Gebäudes beinhaltet die komplette Elektroinstallation mit Verlegesystemen, die Allgemein- und Sicherheitsbeleuchtung, sicherheits- und informationstechnische Anlagen, Erdungs- und Blitzschutzanlagen, die Ladetechnik für Flurförderfahrzeuge, sowie Photovoltaikanlagen mit ca. 277 Kilowattpeak. Ebenfalls vorgesehen sind die 750 Volt Gleichstromanlage für die Zugversorgung und Krananlagen in den Wartungshallen. Die Integration der Photovoltaikanlage ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer umweltfreundlicheren und energieeffizienteren Zukunft des Projekts.
Effiziente Versorgungstechnik für zukunftsfähige Bahninfrastruktur
Die Fachabteilung „Versorgungstechnik“ plant neben der gebäudetechnischen Erschließung (Heizung, Lüftung, Sanitär) auch die Wärmeversorgung des Quartiers mit den bestehenden Gebäuden sowie die neuen Trink-, Löschwasser- und Fernwärmeanbindungen im Gelände.
Die Beheizung des EBHs stellte aufgrund energiepolitischer Anforderungen und der Arbeitsplatzbezogenen Wärmeübertragung eine große Herausforderung dar. Geplant wurden Fußbodenheizungen für Büro- und Sozialräume sowie Bauteiltemperierungen für Werkhallen zur Beheizung der Gruben und den Arbeitsbereich auf Erdgeschossniveau in Kombination mit Deckenstrahlplatten für die Dacharbeitsstände am Zug.
Um Lastspitzen bei einfahrenden Zügen zu decken, wurden schnell reagierende Lufterhitzer in der untersten Ebene eingeplant, die dem Kaltlufteinfall entgegenwirken. Diese Heizlösung garantiert eine effiziente und komfortable Beheizung aller Arbeitsbereiche, auch unter extremen Bedingungen.
Für die Be- und Entlüftung der Sanitär- und Umkleidebereiche ist eine Raumlufttechnische (RLT)-Anlage vorgesehen. Die Büros und Werkhallen werden über Fenster und große Einfahrtstore frei be- und entlüftet. Das Regenwasser, welches auf dem Dach anfällt, wird in eine 268 Kubikmeter große Zisterne geleitet und für die Waschanlage sowie einen Wasserkran genutzt, der die Dampflok für Traditionsfahrten oder Bahnhofsfeste speist.
Feedback des Kunden: Der Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS) schätzt die Planungsleistungen der HÖRMANN BauPlan GmbH und ist von der innovativen Herangehensweise bei der Lösung komplexer technischer Herausforderungen überzeugt. Dies führte bereits zu Folgeaufträgen, da der VMS die Expertise der Ingenieure auch in weiteren Projekten nutzen möchte. Das Bauvorhaben trägt zur Sicherstellung der Instandhaltungskompetenzen des VMS vor Ort bei und unterstützt die Beheimatung der 100 Bahnen des Elektronetzes Mittelsachsens.